Herzklappenerkrankungen
Als TAVI-Zentrum eine der erfahrensten deutschen Kliniken
Das Klinikum Karlsburg hat sich unter anderem auf die interventionelle – also nicht operative – Behandlung von Herzklappenerkrankungen spezialisiert. Gerade ältere Patienten und Patienten mit Herzschwäche und anderen Begleiterkrankungen profitieren von dieser Maßnahme. Mittlerweile haben auch Studien gezeigt, dass die mittels Katheterverfahren implantierten Herzklappen die gleichen guten Langzeitergebnisse haben wie die operativ implantierten. Seine hervorragende Qualität wurde dem Klinikum Karlsburg durch die zweite Re-Zertifizierung als TAVI-Zentrum durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) Anfang 2024 erneut bestätigt. Als Transkatheter-Aortenklappenimplantation, kurz TAVI, bezeichnet man die minimal-invasive Implantation einer künstlichen Aortenklappe mittels eines Katheters. Seit 2009 wurden im Klinikum Karlsburg ca.3.500 TAVI-Prozeduren durchgeführt. Das Klinikum gehört auf diesem Gebiet zu den erfahrensten Kliniken Deutschlands. Karlsburg gehört auch zu den ersten Kliniken in Deutschland, die demnächst die Trikuspidalklappe im Rahmen eines Katheterverfahrens (Evoque) ersetzen werden. Ein weiterer Meilenstein in der Herzmedizin.
Implantation von Aortenklappenstents seit 2009
Die Implantation von Aortenklappenstents (TAVI) wird im Klinikum Karlsburg seit dem Jahr 2009 praktiziert. Mittlerweile handelt es sich hierbei um ein etabliertes Therapieverfahren. Im Jahre 2002 wurde von Prof. Dr. Alain Cribier in Rouen (Frankreich) der erste Aortenklappenstent bei einem Patienten eingesetzt. Seit Einführung des Verfahrens im Klinikum Karlsburg steigt die Zahl der versorgten Patienten kontinuierlich an. Derzeit erhalten fast 400 Patienten jedes Jahr einen Aortenklappenstent. Damit gehört das Klinikum Karlsburg deutschlandweit zu den erfahrensten Zentren, wodurch hochbetagten und schwer kranken Patienten eine Behandlungsoption eröffnet wird, die ihnen vor einigen Jahren noch nicht zur Verfügung stand. In Deutschland zählt die Klinik damit zu den Vorreitern dieses innovativen Verfahrens. Unser ältester TAVI Patient war bisher 97 Jahre.
Für dieses Verfahren werden die Patienten entsprechend den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und der Gesellschaft für Kardiochirurgie, sowie den europäischen Leitlinien ausgewählt. Ein Team aus Kardiologen und Herzchirurgen (Heartteam) entscheidet in enger Abstimmung mit der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin, welche Therapie für den Patienten die optimale Behandlungsmethode darstellt. Dabei wird entschieden, ob ein konventionell-offen-chirurgischer Klappenersatz oder eine minimal-invasive Aortenklappenstentimplantation zum Einsatz kommt. Wichtige Kriterien sind dabei das Patientenalter, Vorerkrankungen und bereits erfolgte Operationen am Brustkorb (Bypass-OP, Klappenersatz, Aorten-Operationen etc.). Auch der Allgemeinzustand spielt eine bedeutende Rolle. Die abschließende Entscheidung orientiert sich also ausschließlich an medizinischen Aspekten. Mittlerweile werden ca. 95 Prozent aller minimalinvasiven Aortenklappenstentimplantationen transvaskulär durchgeführt (via Leisten- oder Axillar- Arterie). Nur noch in seltenen Ausnahmefällen werden Stentklappen über die Herzspitze eingesetzt. Das erfolgt immer dann, wenn die Gefäße dafür nicht geeignet sind, z.B. bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (paVk).
Art des Aortenklappenersatzes entsprechend Lebensalters
Die Art der Intervention (chirurgisch-interventionell) wurde bei 1.170 Patienten mit hochgradiger Aortenklappenstenose, die im Zeitraum 2019-2021 im Klinikum Karlsburg behandelt wurden, analysiert. Es zeigt sich ein starker Anstieg der Transkatheter-Eingriffe (TAVI) ab einem Alter von 75 Jahren. Das Lebensalter der Patienten ist das entscheidende Kriterium bei der Auswahl des Verfahrens, bei jüngeren Patienten das Operationsrisiko auf Grund von Vorerkrankungen.
Im Klinikum Karlsburg werden alle Eingriffe entsprechend den europäischen Leitlinien (ESC) im hochmodernen Hybrid-OP vorgenommen, so dass für die Patienten ein optimales Umfeld vorgehalten werden kann. Aktuell werden die zwei weltweit am häufigsten implantierten Aortenklappenstents mit den besten Studienergebnissen verwendet. Dies ist die ballonexpandierende Aortenklappe SAPIEN 3 ® der Firma EDWARDS sowie dies elbstexpandierende Aortenklappe COREVALVE EVOLUT ® der Firma MEDTRONIK. Beide Klappen ermöglichen sehr gute Implantationsergebnisse.
Behandlung von degenerierten Bio-Klappen
Darüber hinaus wird zunehmend auch die Behandlung degenerierter Bio-Aortenklappen mittels TAVI-Prozedur erfolgreich praktiziert. Dabei wird ein Aortenklappenstent in die funktionseingeschränkte Bio-Aortenklappe eingesetzt. Auch dies erfolgt hauptsächlich über die Leistenarterie. Damit kann dem Patienten eine komplikationsträchtige Re – OP erspart werden.
Ob dieses Verfahren im konkreten Fall durchgeführt werden kann, entscheidet ebenfalls das Heartteam. Im Klinikum Karlsburg wurden bisher fast 100 dieser Implantationen erfolgreich durchgeführt. Zukünftig werden wir sicher auch noch andere Herzklappensysteme einsetzen. Zur Zeit sind interessante Weiterentwicklungen auch für andere erkrankte Herzklappen in der Pipeline der Hersteller.
Interventionelle Therapie der Mitralklappeninsuffizienz
Die symptomatische Schlussunfähigkeit der Mitralklappe (Mitralinsuffizienz) ist nach der Aortenklappenverengung oder -undichtigkeit der zweithäufigste Klappenfehler, der bis vor einigen Jahren nur durch eine Herzoperation revidiert werden konnte. Im Klinikum Karlsburg setzen wir das Prinzip der „Edge-To-Edge“ ein. Damit ist eine interventionelle Konnexion der undichten Klappenenden gemeint. Dazu verwenden wir seit 2011 das Mitraclip®-System der Fa. Abbott und neuerdings zunehmend auch das PASCAL®-System der Firma Edwards. Welches System verwendet wird hängt von der Pathologie des Klappenbefundes ab.
Knapp 700 Patienten erhielten bisher diese innovative patientenschonende Therapie. Trotz selektionierten Patientenkollektivs (hohes Lebensalter, erhebliche Co-Morbiditäten, voroperierte Patienten, Patienten mit deutlich eingeschränkter Pumpfunktion) war und ist die Komplikationsrate sehr gering. Die Prozedur konnte bei 97 Prozent der Patienten erfolgreich durchgeführt werden. Der Erfolg dieses Therapieprinzipes zeigt sich nicht nur in der Echokardiographie, wobei eine leicht- bis mittelgradige Restinsuffizienz der Klappe keine klinische Relevanz hat. Wichtiger ist die deutliche Reduzierung der Symptome der Mitralklappeninsuffizienz. Dies führt letztendlich auch zu einer verringerten Hospitalisierungsrate. Mittlerweile konnte auch in klinischen Studien nachgewiesen werden, dass nach einer Mitraclip®-Therapie der Mitralklappeninsuffizienz die Hospitalisationsrate und die Mortalität langfristig signifikant gesenkt werden konnte.
Interventionelle Therapie der Tricuspidalklappeninsuffizienz
Ein großes bisher weitgehend ungelöstes Problem ist die Insuffizienz der Tricuspidalklappe. Dies führt beiden Patienten zu einer ausgeprägten Wassereinlagerung. Eine Tricuspidalinsuffizienz entsteht häufig im Rahmen einer schweren Herzinsuffizienz oder bei einer pulmonalen Hypertonie. Die operative Therapie der Tricuspidalklappeninsuffizienz hat eine hohe Letalität. Seit 2017 wird jetzt auch die Tricuspidalklappeninsuffizienz mit dem Prinzip der „Edge-To-Edge“ analog der Mitralklappeninsuffizienz im Klinikum Karlsburg behandelt. Dazu verwenden wir zur Zeit vorwiegend das PASCAL®-System der Firma Edwards. Dieses Verfahren hat unser Behandlungsspektrum erfreulich erweitert. Eine interventioneller Ersatz der Tricuspdalklappe ist zur Zeit in klinischer Erprobung und steht uns ab 2024 zur Verfügung.
2020 und 2021 konnten wir wegen der Corona-Pandemie unser Klappenprogramm nur eingeschränkt durchführen. Es zeigt sich allerding ein Trend zu mehr Eingriffen an der Tricuspidalklappe.