Herzunterstützungssysteme
Die Zahl der Menschen mit schwerer Herzschwäche nimmt zu. Das hat seine Ursachen in der demografischen Entwicklung: Immer mehr Menschen erreichen ein höheres Lebensalter, auch weil sie ihren Myokardinfarkt überleben. Doch den Patienten mit chronischem Herzversagen steht eine geringer werdende Zahl von Spenderorganen gegenüber. Als Alternative kann allein die Implantation von mechanischen Pumpsystemen angesehen werden.
In Karlsburg wird seit dem Jahr 2013 das Heartware-System genutzt. Dabei wird eine Rollerpumpe in die Herzspitze der linken Herzkammer integriert, die eine Pumpleistung von bis zu fünf Litern pro Minute ermöglicht. Die Energieversorgung erfolgt über ein Kabel, das aus dem Thorax herausführt und mit einer Batterie verbunden wird, die der Patient am Gürtel trägt. Das Heartware-System kann als Übergang zur Organtransplantation oder als permanente Lösung fungieren.
Die Herzchirurgie im Klinikum Karlsburg ist eine hochmodern ausgerüstete und sehr leistungsfähige Klinik, die das gesamte herzchirurgische Spektrum für einen erwachsenen Menschen umfasst. Ausgenommen sind allein Herztransplantationen.
Erster Patient mit Heartware-Herzpumpe
Der Usedomer Walter Haar bekam als erster Patient im Klinikum Karlsburg im Frühjahr 2013 erfolgreich eine Heartware-Pumpe implantiert.
Fast 100 Patienten mit künstlicher Herzpumpe im Jahr 2022
„Die ersten Gänse sind schon am See. Sie kündigen den Frühling an.“ Wenn Walter Haar aus der Tür seines Hauses tritt, schaut er auf den Gothensee in Heringsdorf. Hier ist er aufgewachsen. Er kennt harte Winter, die den See zufrieren ließen. Mit Schlittschuhen ging es damals nach Bansin. Heute spaziert der 73-Jährige nahezu täglich mit Dackel Rolli am See entlang. Den Winter 2022 zu erleben, das hätte er vor neun Jahren nicht zu hoffen gewagt. Denn sein Herz lässt seit dem 25. März 2013 dank einer mechanischen Pumpe das Blut durch den Körper fließen. Angetrieben wird diese von Batterien, die er am Gürtel trägt. Selbst Mediziner legten sich damals nicht fest, wie lange ein Mensch mit einer künstlichen Herzpumpe leben kann. Langzeiterfahrungen gab es noch nicht. „Ich hatte mit 64 Jahren einen so schweren Herzinfarkt, dass eigentlich nur ein Spenderherz mich hätte retten können“, sagt Walter Haar. Selten steht jedoch ein passendes Transplantationsorgan sofort zur Verfügung. Für den Heringsdorfer, der im Koma lag, eröffnete sich eine andere Chance, der die Angehörigen zustimmten. Walter Haar erhielt im Klinikum Karlsburg eine Miniherzpumpe implantiert, ein sogenanntes VAD-Herzunterstützungssystem der Firma Heartware. Herzchirurg Dr. med. Lutz Hilker erklärt: „Wir hatten uns gut auf dieses neue Operationsverfahren und die moderne Herztechnik vorbereitet. Die Pumpe, die eine Leistung von bis zu fünf Litern pro Minute ermöglicht, wird dabei in die Herzspitze der linken Herzkammer integriert. Die Energieversorgung erfolgt über ein Kabel, das aus dem Thorax herausführt und mit einer Batterie verbunden wird, die der Patient am Körper trägt.“ Als Oberarzt der Herzchirurgie kümmert sich Dr. Hilker von Anfang an um die Nachsorge der Patienten mit künstlichen Herzpumpen. Walter Haar war der erste Patient im Herzzentrum Karlsburg, der erfolgreich das neuartige System implantiert bekam. „Ich bin in Karlsburg berühmt“, erzählt der Heringsdorfer und schmunzelt. Zahlreichen Patienten hat er in den letzten neun Jahren erzählen müssen, wie es ihm mit der Pumpe ergeht. Inzwischen sind es bald einhundert Menschen, die nach Implantation einer Herzpumpe ins Leben zurückgefunden haben.
Neues Herzpumpensystem im Einsatz
Linksventrikuläres Unterstützungssystem (LVAD) HEARTMATE 3TM.