Herzinsuffizienz
Die Behandlung der schweren chronischen Herzinsuffizienz ist ein Schwerpunkt am Klinikum Karlsburg. Es werden alle heutigen Therapieoptionen der Herzinsuffizienz angeboten, von der medikamentösen Therapie bis zur Versorgung mit einem linksventrikulären Assistsystem LVAD). Weiterhin besteht die Möglichkeit einer permanenten telekardiologischen Überwachung.
Unter einer chronischen Herzinsuffizienz versteht man die verminderte Pumpfunktion des Herzens. Rund 1,8 Millionen Menschen leiden in Deutschland darunter. Besteht auch nach Ausschöpfung der medikamentösen Therapieoptionen weiterhin eine Herzschwäche kommen nicht-medikamentöse Maßnahmen in Betracht. Im Klinikum Karlsburg werden alle modernen Therapieverfahren angeboten: Unsere Tool Box ermöglicht eine personalisierte, auf die jeweilige Situation des Patienten zugeschnittene Therapie der Herzinsuffizienz und geht weit über die medikamentöse Therapie hinaus!
Unser Werkzeugkasten („Tool Box“) bei der Behandlung der Herzinsuffizienz
Medikamentöse Therapie entsprechend der aktuellen Leitlinien. Im Vordergrund stehen neue Therapiekonzepte mit SGLT-2 Inhibitoren und dem Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor, kurz ARNI. Unsere Klinik arbeitet strukturiert nach eigenen klinikinternen Leitlinien.
Kardiale Re-Synchronisationstherapie
Bei einem Linksschenkelblock im EKG wird eine synchrone Stimulation der rechten und linken Herzkammer durch eine Schrittmachertherapiedurchgeführt, die sogenannte kardiale Resynchronisationstherapie (CRT).
Defibrillator
Bei einer höhergradig eingeschränkten Pumpfunktion des linken Ventrikels besteht die Gefahr des plötzlichen Herztodes durch Kammerflimmern. Um ein solches Ereignis zu verhindern, wird ein Defibrillator in Schrittmachergröße implantiert („Notarzt unter der Haut“).
Mitralklappen-Clip
Die symptomatische Schlussunfähigkeit der Mitralklappe (Mitralinsuffizienz) ist nach der Aortenklappenverengung oder -undichtigkeit der zweithäufigste Klappenfehler, der bis vor einigen Jahren nur durch eine Herzoperation revidiert werden konnte. Im Klinikum Karlsburg setzen wir das Prinzip der „Edge-To-Edge“ ein. Damit ist eine interventionelle Konnexion der undichten Klappenenden gemeint. Besteht eine Undichtigkeit der Mitralklappe, gibt es die Option der interventionellen Therapie mittels Clip-Verfahren (Mitraclip®, Pascal®).
Tricuspidalklappen-Clip
Häufig besteht bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz auch eine Tricuspidalinsuffizienz. Hier setzen wir zunehmend das Clip-Verfahren wie bei der Mitralklappeninsuffizienz ein. Wir verwenden vorwiegend das Pascal®System.
Interventionelle Bildung eines Shunts auf Vorhofebene
Der Corvia®-Vorhof Shunt ist ein neuartiges, minimalinvasives kardiales Implantat für Patienten, die an einer symptomatischen Herzinsuffizienz leiden. Der Corvia®-Vorhof Shunt ist zur Reduzierung eines erhöhten Druckes im linken Vorhof bestimmt und bietet eine neue Therapiemöglichkeit für die vielen Herzinsuffizienz-Patienten mit einer normalen systolischen Pumpfunktion bei einer schweren Dehnbarkeitsstörung der linken Herzkammer. Für diese Patienten gab es bis vor kurzem keine wirksame Therapiemöglichkeit.
LV Assist-Systeme („Herzpumpe“)
Sind alle Möglichkeiten ausgeschöpft, kommt die Herztransplantation oder die Implantation eines sogenannten LV Assist Systems (LVAD) in Betracht. Wegen des eklatanten Mangels an Spenderorganen ist für viele Patienten die Implantation eines LVAD eine Alternative. Ein LVAD ist eine kleine Minipumpe, die in die Spitze der linken Herzkammer operativ eingesetzt wird. Diese fördert ca. fünf Liter Blut pro Minute in die Schlagader. Wir arbeiten jetzt auf diesem Gebiet mit dem Heartmate®-System. Unser Kooperationspartner bei Herztransplantationen ist das Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg.
Linksventrikuläres Unterstützungssystem (LVAD) HEARTMATE 3TM.
Elektrophysiologische Therapie von Herzrhythmustörungen
Ein unregelmäßiger, schneller Herzschlag wie zum Beispiel Vorhofflimmern führt häufig zu einer Herzschwäche. Auch häufige Extraschläge aus der Herzkammer vermindern die Herzleistung. Deswegen führen wir in solchen Fällen eine elektrophsiologische Ablationstherapie durch, damit das Herz wieder regelmäßig schlägt und ein normales Schlagvolumen fördert.
Telekardiologie mit CardioMems®
Die schwere Herzinsuffizienz ist eine chronische Erkrankung, die eine ständige Beobachtung erfordert. Immer wieder kommt es zu einer Wassereinlagerung und zunehmender Luftnot (= kardiale Dekompensation). Ungefähr zwei Wochen vor einem solchen Ereignis, steigt der Druck in den Lungenarterien an. Deswegen implantieren wir bei schwer herzinsuffizienten Patienten einen Drucksensor in eine Lungenarterie. Der Patient misst täglich einmal seinen Druck in der Lungenarterie, in dem er sich auf ein Kissen leg. Das Signal wird via Internet in unser System gesendet. Bei auffälligen Befunden informieren unsere Mitarbeiter den Patienten und seinen Hausarzt und schlagen Änderungen der Therapie vor. Unsere Klinik ist Vorreiter auf diesem Gebiet und führend in Europa. Mittlerweile werden mehr als 100 Patienten in unserer Klinik telekardiologisch betreut. Der Leiter der Abteilung, Oberarzt Dr. med. B. Alkhlout ist in mehreren Studien eingebunden.
Oberarzt Dr. med. Basil Alkhlout (Mitte) mit Schwester Janine und VAD-Koordinator Stephan Boettcher im Telekardiologiebüro.
Zurzeit kümmern sich drei freundliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um 122 Patienten, die wir mit dem CardioMems System überwachen. Zusätzlich werden noch 42 Patienten mit einem LV Assist-Device LVAD und acht herztransplantierte Patienten betreut (Stand 4.3.2022). Im Jahre 2021 führte unser Team ca. 3.500 Telefonate mit Patienten und empfahl ca. 1.500 Medikamentenanpassungen.