Autoimmunerkrankung bleibt trotz digitaler Technik eine Herausforderung

80 Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes zu Schulungen in Karlsburg.

Jedes Jahr ist es ein großes Wiedersehen. Kinder und Jugendliche treffen sich in den Sommerferien zu einwöchigen Gesundheitschecks und Schulungen im Klinikum Karlsburg. „Wir sehen uns seit vielen Jahren hier und sind Freunde geworden“, erzählen fünf der 13- bis 17-jährigen Mädchen und Jungen aus dem aktuellen Kurs, die aus Neubrandenburg, Wolgast, Grimmen und Greifswald kommen. Sie alle verbindet ein gemeinsames Schicksal: Typ-1-Diabetes.

„Wer diese Autoimmunerkrankung besitzt, die häufig schon im frühen Kindesalter einsetzt, muss sich ein Leben lang Insulin zuführen“, erklärt Dr. Antonia Müller, Kinderärztin und Diabetologin im Klinikum Karlsburg. Rund 80 Kinder und Jugendliche zwischen dem 6. und 18. Lebensjahr werden in diesem Sommer in fünf Kursen in der Karlsburger Diabetesklinik betreut. „Sie lernen selbstbewusst mit ihrer chronischen Erkrankung umzugehen“, betont die Kinderärztin. Trotz der sich rasant entwickelnden digitalen Technik und immer besseren Insulin-Pumpen bleibe die Erkrankung gerade für Kinder eine Herausforderung. Der Blutzucker wird durch zahlreiche Einflussfaktoren verändert. Das bedeutet, dass jeder rechtzeitig vor dem Sporttreiben die Insulin-Pumpe in den Sportmodus versetzen oder vor dem Essen die in der Mahlzeit enthaltene Kohlenhydratmenge berechnen und in die Pumpe eingeben muss. Das kann die beste Technik nicht leisten.

Viele Worte braucht es nicht. Janne Quandt (16) aus Wolgast und Siro Mainka (17) aus Neubrandenburg verstehen sich. Beide wohnen auf einem Zimmer in Karlsburg und kommen gut mit dem Pen zum Spritzen klar. „Mein älterer Bruder hat auch Diabetes. Ihn kann ich jederzeit alles fragen“, erzählt Janne Quandt. Der Neubrandenburger Siro Mainka erklärt: „Ich hatte noch nie große Probleme. Ich merke, wenn ich unterzuckere, und reagiere rechtzeitig.“ Traubenzucker hat er immer dabei. Die Aufenthalte in Karlsburg seien ihm aber wichtig, geben „Sicherheit für den Alltag“. In seiner Freizeit trifft er sich mit seinen Kumpels zum Kraftsport. Auch Janne Quandt ist sportlich. „Ich halte mich im Garten der Eltern fit“, erzählt er. Kartoffeln, Tomaten, Gurken, drei Apfelbäume und unzählige Zierpflanzen und Sträucher sind zeitaufwändig. Beide freuen sich nun nach dem erfolgreichen Abschluss der Realschule auf neue Herausforderungen. Der Wolgaster beginnt eine Lehre zum Landschaftsgärtner, der Neubrandenburger möchte Physiotherapeut werden, startet zunächst mit einer Ausbildung im Massagebereich. Probleme mit Diabetes? „Man lebt damit, muss sich arrangieren.“

Manchmal falle es verdammt schwer, an das Bedienen der Insulin-Pumpe zu denken, gibt die 15-jährige Saskia Kwiatkowska aus der Nähe von Greifswald zu. Gerade, wenn man mit Freunden unterwegs ist und Spaß haben will. Die Aufenthalte in Karlsburg sind für sie wichtig, weil sie sich unter Gleichaltrigen gut austauschen könne und auch viel lerne. „Für mich war die Umstellung auf die Insulin-Pumpe nicht einfach, aber nun passt alles“, sagt sie.

Die 16-jährigen Vivien Runge (Neubrandenburg) und Jan Kankel (Grimmen) drängeln bereits. Es ist Zeit für das Mittagessen. Beide tragen dafür Verantwortung, dass alle Kursteilnehmer, vor allem auch die jüngeren, dabei sind. „Ich möchte später mal Krankenschwester auf der Kinderstation werden“, erzählt Vivien Runge. Das könnte ihr richtig gut gefallen. Jan Kankel hat beruflich andere Pläne, schwankt zwischen dem „Schrauben“ an Kraftfahrzeugen und der Arbeit als Landwirt. Auf jeden Fall könne er sich aber vorstellen, im Klinikum Karlsburg als Betreuer für die Kinderkurse zu arbeiten.

Schon jetzt freuen sich alle fünf Freunde auf das geplante Grillfest und die anschließende kleine Party in Karlsburg. Krankenhaus kann auch Spaß machen.