Neue Herzklappe per Katheter – für mehr Lebensqualität im Alter

Karlsburger Heart-Team implantiert jährlich 400 TAVI-Herzklappen

Karlsburg. „Ich fühle mich schon viel besser, nicht mehr so müde und schlapp“, sagt Reinhard Schumacher, der erst drei Tage zuvor im Klinikum Karlsburg eine neue Aortenherzklappe implantiert bekam. Per Katheter durch die Leiste, ohne große Öffnung des Brustkorbes. Mediziner sprechen von einem TAVI-Eingriff, einer Transkatheter-Aortenklappen-Implantation. „Ich bin froh, dass es so ein schonendes Verfahren gibt“, betont der 73-jährige Friedländer, der vor zehn Jahren an einer Leukämie erkrankt ist. „Ich hatte wirklich große Angst vor der Herzoperation und bin sehr glücklich, wie alles gelaufen ist. Die umfassende Aufklärung im Vorfeld hat mir sehr geholfen“, bedankt sich der Patient bei Oberarzt Dr. Roland Bittner, dem TAVI-Spezialisten im Karlsburger Herzzentrum. Der erfahrene Kardiologe lächelt, es sei alles ganz zufriedenstellend gewesen. Den ersten Tag nach dem Eingriff müssen alle Herzpatienten auf der Intensivstation verbringen. Das diene „allein der Sicherheit“. Durch Cardio-Monitore sei rund um die Uhr die Überwachung aller wichtigen Vitalparameter gegeben.

Inzwischen kann der Patient auch allein die langen Klinikflure bewältigen. Zum Arztgespräch hat er diesmal seine Frau Christel mitgebracht. Beide hoffen, dass sie bald wieder erholsame Spaziergänge an der Ostsee unternehmen können. „Das war in den letzten Monaten einfach nicht mehr machbar“, erzählt die Frau. Selbst auf dem Grundstück habe ihr Mann stets nach der nächsten Sitzgelegenheit Ausschau halten müssen. Die Luftnot und zunehmende Schwäche habe dem einst zupackenden Metallbauer und Unternehmer sehr zu schaffen gemacht. Zum Glück sei die Übergabe des Unternehmens an Sohn Andre bereits im Jahr 2011 erfolgt, vor den Schicksalsschlägen.

Aortenklappenstenose äußert sich in Luftnot und schweren Beinen

Luftnot, schwere Beine, Schwäche und Müdigkeit sind typische Symptome für eine Aortenklappenstenose, erklärt Dr. Ronald Bittner. Die Verengung der Klappe sei eine häufige Erkrankung im höheren Lebensalter und führe dazu, dass nicht mehr genug Blut in den Körper gepumpt werden kann. In der Herzchirurgie kommt in der Regel zunächst eine konventionelle Operation infrage, bei der eine Herz-Lungen-Maschine die Herz-Kreislauffunktion übernimmt, und eine neue Herzklappe implantiert wird. Für Patienten mit schweren Vorerkrankungen und über dem 75. Lebensjahr sei dieses herkömmliche Verfahren aber zu risikoreich.

Klinikum Karlsburg – ein führendes TAVI-Zentrum in Deutschland

Seit 2009 werden multimorbide Patienten deshalb im Klinikum Karlsburg minimalinvasiv mit einer TAVI versorgt. „Wir haben uns früh auf dieses schonende Verfahren spezialisiert, weil wir vom Erfolg überzeugt waren. Und wir haben Recht behalten, vielen Menschen kann eine höhere Lebensqualität geschenkt werden“, betont Dr. Ronald Bittner. Mehrere weltweite Studien haben eindeutig belegt, dass die mittels Katheterverfahren implantierten Herzklappen die gleichen guten Langzeitergebnisse besitzen wie die operativ implantiertem. Das Karlsburger Heart-Team aus Kardiologen, Herzchirurgen, Anästhesisten und Intensivmedizinern implantiert jährlich rund 400 Patienten die Aortenstents per Katheter. Damit gehört Karlsburg zu den führenden Kliniken Deutschlands auf diesem Gebiet.

Der Patient Reinhard Schumacher wird schon bald in eine Reha-Einrichtung entlassen werden. Die Herzklappe aus Biomaterial, beruhigt Dr. Ronald Bittner, benötige keine besondere Aufmerksamkeit oder zusätzliche Medikamente. Allein die regelmäßige Kontrolle bei seinem Kardiologen Dr. Birger Wolff in Neubrandenburg sei notwendig. „Ich bin dem gesamten Team in Karlsburg sehr dankbar. Von den Ärzten bis hin zu den Schwestern kümmern sich alle sehr rührend“, sagt der Friedländer.